Wer mindestens drei Jahre festangestellt bei ista arbeitet, kann sich ein paar Monate Auszeit vom Job nehmen. Das Sabbatical ist beliebt und wird in den Teams unterstützt. Welche Erfahrungen gibt es im Unternehmen mit dem Modell? Wir fragen Menschen, die es bereits getestet haben:
Das Konzept des Sabbaticals ist aus dem US-amerikanischen Universitätsbereich eingewandert – und hat in den vergangenen Jahren auch in deutschen Unternehmen eine steile Karriere hingelegt. Die Auszeit von den beruflichen Aufgaben passt gut zu einer Flexibilisierung der Arbeitszeitmodelle, die Arbeitnehmer:innen eine besser Work-Life-Balance ermöglichen. Dazu kommt: Das Sabbatical-Versprechen kann auch im Recruiting eine Rolle spielen. So geben in der EY Studierendenstudie von 2022 immerhin elf Prozent der Befragten an, dass die Möglichkeit von Auszeiten für sie zu den wichtigsten Faktoren bei der Arbeitgeberwahl zählt. Zwei Jahre zuvor hatten lediglich fünf Prozent dem Sabbatical diesen Stellenwert eingeräumt.
Auch bei ista können Mitarbeiter:innen bis zu drei Monate Pause von beruflichen Aufgaben nehmen. „Wir haben das Sabbatical eingeführt, um weitere Wege zu eröffnen, jenseits des Arbeitsalltags Kraft zu tanken“, sagt Antje Wiedemuth, Head of Corporate Human Resources bei ista. „Die Kolleg:innen können und sollen sich dann mit Dingen beschäftigen, die fernab vom Job liegen, sei es eine Reise, eine Weiterbildung oder ein kreatives Projekt – und kommen gestärkt und motiviert zurück. Bislang haben wir mit dem Konzept nur positive Erfahrungen gemacht.“
Eine Betriebsvereinbarung gibt den Rahmen vor, in dem die Mitarbeiter:innen die Auszeit planen können und formuliert klare Regeln:
- Anspruch hat nur, wer mindestens drei Jahre lang bei ista beschäftigt ist.
- Zwischen zwei Sabbaticals muss es einen Mindestabstand von drei Jahren geben.
- Das Sabbatical kann einen, zwei oder drei Monate dauern.
- Während einer Ansparphase wird das Gehalt um den Betrag gekürzt, der während der arbeitsfreien Monate ausgezahlt wird.
Der Aufbruch: Vorbereitung ist alles
Gut zweieinhalb Monate Zeit – Sabbatical und Urlaub – hat sich beispielsweise Bettina Feldhaus, HR Business Partnerin, für eine ausgedehnte Surf-Reise durch Frankreich, Spanien und Portugal genommen. „Ich habe das Modell bei ista mitverhandelt und schon da wusste ich: Wenn ein Arbeitgeber so etwas anbietet, um die Work-Life-Balance zu verbessern, sollte man das machen. Mich hat es gereizt, den Fokus zu verschieben“, berichtet sie. 2021 ging es los, nach guter Vorbereitung im Team. „Das Sabbatical zu beantragen und genehmigt zu bekommen, war völlig problemlos“, sagt Bettina Feldhaus. „Außerdem habe ich die Auszeit sehr frühzeitig angekündigt, damit die Kolleg:innen und das Team vorbereitet sind.“
Auch ihre Vorgesetzte Antje Wiedemuth betont, dass ein Sabbatical eine gute Planung benötigt: „Für den Bereich, in dem ein:e Mitarbeiter:in bis zu drei Monate fehlt, ist es manchmal eine Challenge, die Zeit zu überbrücken. Aber wo ein Wille, da auch ein Weg. Ich erlebe es in meinem eigenen Team, dass diejenigen, die ein Sabbatical machen wollen, sehr gut von den Kolleg:innen unterstützt werden. Man muss nur ein bisschen Energie in die Vorbereitung und Organisation stecken.“
Die Auszeit: Durchplanen oder Treibenlassen?
Während Bettina Feldhaus bis zum letzten Tag ihrer Auszeit auf Achse war, nutzen andere Kolleg:innen ihr Sabbatical auch für mehr Zeit im eigenen Zuhause. Katharina Kemler, Senior Specialist im Bereich Corporate Communications, hat zwar in der dreimonatigen Auszeit mehrere langgeplante Reisen unternommen, dazwischen aber in Deutschland entspannt und ihre Freiheit genossen: „Das hat sich ein bisschen angefühlt wie Semesterferien früher: Ich konnte mehr als zwei Wochen in den Urlaub fahren, bin allein gereist und habe viele neue Eindrücke gesammelt. Das hat mich auf ganz vielen Ebenen bereichert.“
Florian Kimmel, Senior Analyst Compensation & Benefits, hat in seinem Sabbatical Dinge umgesetzt, zu denen er sonst nicht kommt: „Ich wollte mal ein bisschen durchatmen und Zeit für mich haben, zum Beispiel um konsequenter Sport zu machen. Ich wusste aber ganz lange nicht, was ich eigentlich konkret machen will.“ Inspirieren ließ er sich von anderen Kolleg:innen, die ein Sabbatical vor sich hatten: „Das war für mich ein Ansporn, alles etwas besser zu planen.“ Geworden sind es dann Ausflüge nach Budapest und Wien und eine lange Abschlussreise an die Ostküste der USA. „Das wollte ich schon immer machen“, sagt Florian Kimmel.
Ganz anders hat Daniela Morawietz aus dem Gerätecenter in Würzburg ihr Sabbatical genutzt: Die Kauffrau für Büromanagement hat im vergangenen Jahr eine IHK-Weiterbildung zur Wirtschaftsfachwirtin abgeschlossen – in Vollzeit. „Als es im Gespräch mit meiner Chefin um mein Vorhaben ging, haben wir uns schnell darauf geeinigt, ein dreimonatiges Sabbatical mit Urlaub und einem Überstundenausgleich zu kombinieren.“ So kamen insgesamt fünf Monate zusammen, in denen sich Daniela Morawietz aufs Lernen konzentrieren konnte: „Das war ziemlich anstrengend, schließlich fehlte in diesem Jahr der Erholungsurlaub. Trotzdem würde ich es wieder so machen, denn der Einsatz hat sich gelohnt: Durch die Weiterbildung habe ich einen anderen Blickwinkel auf mein Aufgabengebiet gewonnen und kann Entscheidungen von Führungskräften besser nachvollziehen. Auch im Umgang mit den Monteuren und Ablesern, mit denen ich zusammenarbeite, fühle ich mich heute selbstbewusster.“
Eine Hürde sieht sie einzig in der maximalen Länge der Auszeit von drei Monaten. „Ich kenne einige Kolleginnen und Kollegen, die das Angebot für eine Weiterbildung gerne nutzen würden, wenn es denn länger wäre.“
Die Rückkehr: Willkommen im Team!
Jedes Sabbatical geht einmal zu Ende: Wie schwer ist es, nach einigen Monaten zurück ins Team zu finden? Sehr unkompliziert, fasst Antje Wiedemuth die Erfahrungen mit den bislang etwa 60 Sabbatical-Teilnehmenden zusammen. „Die Mitarbeiter:innen kommen alle total entspannt wieder und es ist schön zu hören, was sie alles erlebt haben. Aber in der Regel gibt es überhaupt keine Integrationsprobleme.“
Diese Einschätzung bestätigen Florian Kimmel, der von einer unproblematischen Rückkehr spricht, und Katharina Kemler: „Nach so vielen Jahren im Unternehmen kommt man auch gut wieder rein. Trotzdem hat sich nicht nur für mich, sondern auch im Job etwas verändert und es sind neue Themen dazugekommen – das ist ein gutes Gefühl.“
Auch Bettina Feldhaus hat sich auf ihre Rückkehr gefreut: „Ganz einfach war die Umstellung aber nicht, weil ich bis zum letzten Tag unterwegs war: Sonntagabend zurück, Montag um zehn wieder im Homeoffice am Schreibtisch. Das würde ich in der Rückschau anders machen.“ Der harte Wechsel zwischen Auszeit und konzentriertem Arbeiten hatte aber auch sein Gutes: „Dadurch habe ich erst gemerkt, was wir hier tatsächlich leisten. Es ist schön und motivierend, sich das mit ein bisschen Abstand klarzumachen.“
Sabbatical – ein Vorteil im Recruiting
Auch wenn bei ista und den meisten anderen Unternehmen ein Sabbatical erst nach einigen Jahren im Job möglich ist: „Die Möglichkeit, eine Auszeit zu nehmen, ist im Recruiting-Prozess ein echter Vorteil“, betont Antje Wiedemuth. Und Florian Kimmel, der sich bei ista mit den Benefits beschäftigt, ergänzt: „Das Sabbatical ist ein tolles Angebot von ista. Untersuchungen zeigen, dass die Work-Life-Balance ein großes Thema bleibt und bei Bewerber:innen sogar an Bedeutung gewinnt. Ich glaube, wir sind an dieser Stelle auf einem guten Weg.“