Wer die Fassade dämmt, eine neue Zentralheizung installiert oder alle Fenster austauscht, senkt ziemlich sicher die Energiekosten und den CO2-Ausstoß – muss jedoch erst einmal investieren. Wir informieren über Maßnahmen und Fördermöglichkeiten.

Wenn die Klimawende in Deutschland gelingen soll, muss im Wohnbereich eine Menge passieren: Vor allem Heizen und Warmwasser stehen dort für einen Großteil der genutzten Energie – und des ausgestoßenen CO2. Helfen können Maßnahmen wie Dämmung, die Modernisierung der Heizungsanlage oder die Umstellung auf erneuerbare Energien. 

Spätestens an diesem Punkt wird klar, warum sich die CO2-Belastungen im Wohnbereich nicht von heute auf morgen auf null senken lassen. Die Klimawende bei Immobilien besteht aus einer ungeheuren Menge einzelner Aufgaben. Die Umsetzung eines gesamtgesellschaftlichen Anliegens hängt dabei auch vom Handeln Einzelner ab. Zum Beispiel von Hausbesitzerinnen und -besitzern, die über Dämmung und Heizsystem entscheiden. Durch die Entscheidung, Eigenheime und Mehrfamilienhäuser energetisch zu sanieren, können sie dazu beitragen, die Klimabelastung insgesamt zu senken. 
Doch wo sollen sie anfangen? Welche Maßnahmen lohnen sich? Und welche Umbauten werden gefördert? Wir bringen ein wenig Ordnung in die Mammutaufgabe: 

Energieeffizienz als Vergleichsgröße

Die Energieeffizienz bezieht sich auf das Verhältnis von Aufwand zu Ergebnis: Wie viel Energie verbrauchen wir, um beispielsweise die Wohnung auf angenehme Temperatur zu bringen, die tägliche Pendelstrecke zu bewältigen oder die Straße zu beleuchten? Dabei gilt: Je höher die Energieeffizienz, desto geringer sind die Energieverluste und desto weniger CO2 produzieren wir – bei gleichbleibendem Komfort.

Um die Energieeffizienz vergleichbar zu machen, wurden in den vergangenen Jahren Energieeffizienzklassen eingeführt. Bei den Haushaltsgeräten signalisiert beispielsweise das EU-Energielabel innerhalb der neuen Skala von A bis G, wie sparsam die Waschmaschine oder der Geschirrspüler mit Wasser und Strom umgehen. Auch Häuser brauchen bereits seit längerem einen Energieausweis: Er informiert Kauf- oder Mietinteressierte über die Energiebilanz des Objekts und die zu erwartenden Heizkosten.  Die beste Energieeffizienzklasse A+ bekommen Häuser, die durch Dämmung und das richtige Heizsystem viel Energie einsparen. Hier gäbe es bei einer Sanierung nicht viel zu tun. Die niedrigste Klasse H bedeutet umgekehrt, dass der jährliche Energiebedarf sehr hoch ist.

Einen weiteren Standard hat die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) definiert: Die KfW-Effizienzhäuser 55, 70, 85 und 100 vergleicht sie dabei mit einem Referenzgebäude. Kredite und Zuschüsse hängen davon ab, welcher Standard durch die energetischen Sanierungen erreicht wird. 

Energetische Sanierung im Mehrfamilienhaus

Das Gute an der energetischen Sanierung im Vergleich zur rein optischen Renovierung eines Mehrfamilienhauses: Die Kosten amortisieren sich in der Regel innerhalb von einigen Jahren, unter anderem, weil sie sich teilweise auf die Miete umlegen lassen. Außerdem machen staatliche Förderungen die Maßnahmen attraktiver. Nachhaltig kann der Heizenergieverbrauch aber nur gemeinsam gesenkt werden. Dann nämlich, wenn auch Mieterinnen und Mieter weiterhin auf ihr Heizverhalten achten, um den Rebound-Effekt zu vermeiden. 

Um Heizkosten zu sparen und weniger CO2 zu produzieren, setzen die meisten Sanierungswilligen auf Dämmung, neue Fenster und eine neue Heizung – in dieser Reihenfolge. Zunächst reduzieren sie also den Energieverlust aus Innenräumen und sparen dann mit einem effizienteren Heizsystem weitere Heizkosten. Insgesamt können einzelne Sanierungsmaßnahmen im Mehrfamilienhaus zwischen 5 und 30 Prozent Energiekosten einsparen helfen. Bestimmen lässt sich so etwas jedoch nur für das einzelne Objekt, abhängig von Baujahr, Zustand und finanziellen Möglichkeiten. Im Sanierungskonfigurator des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie können Hausbesitzerinnen und -besitzer die Rahmendaten errechnen: Was kostet welche Maßnahme? Wie viel Ersparnis ist drin?

Für die energetische Sanierung von Mehrfamilienhäusern besteht deutschlandweit noch ein hohes Potenzial. Einen ausführlichen Überblick über den durchschnittlichen Sanierungsgrad und die durchgeführten Sanierungsmaßnahmen liefert die gemeinsam von ista und der TU Dortmund durchgeführte Mehrfamilienhaus-Studie.

 

Sanierung von Mehrfamilienhäusern

Wie sieht der Sanierungsbedarf eines typischen Mehrfamilienhauses in Deutschland aus? Erfahren Sie in der ausführlichen Mehrfamilienhaus-Studie der ista, wie sich der Sanierungsgrad bundesweit unterscheidet.

Warm einpacken: Dämmung vom Keller bis zum Dach

Dämmungen gehören zu den wichtigsten Maßnahmen, um den Wärmeverlust in Mehrfamilienhäusern zu reduzieren. Sie steigern die Energieeffizienz nach einem einfachen Prinzip: Ähnlich wie eine Daunenjacke den Körper im Winter warmhält, sorgen die isolierenden Schichten dafür, dass die Wärme in der Wohnung bleibt. 

  • Kellerdämmung: Wird die Kellerdecke gedämmt, profitieren vor allem die Erdgeschosswohnungen. Die Kälte von unten erreicht dann die Wohnräume nicht mehr. Wer die Kellerräume selbst wärmer haben möchte, muss auch Wände und Boden des Kellergeschosses dämmen. Das ist deutlich aufwändiger und oft recht kostspielig.  
  • Fassadendämmung: Die Fassade eines Mehrfamilienhauses bietet großes Einsparpotenzial. Sie hat allerdings viel Fläche, was bei der Umsetzung Zeit und Geld kostet. Je nach Platzangebot und Maueraufbau kann zwischen Wänden gedämmt werden. Üblich sind jedoch auch Isolierschichten außen oder innen.
  • Dachdämmung: Es gibt Schätzungen, dass bis zu 30 Prozent (Quelle: KfW) der Heizwärme über ein ungedämmtes Dach verloren gehen. Das macht die oberen Wohnungen in einem Mehrfamilienhaus im Winter kalt und im Sommer sehr warm – denn der Dachboden heizt sich durch die fehlende Isolierung auf. Nachträglich lässt sich ein Dach zwischen und unter den Dachsparren dämmen, übrigens auch mit ökologischen Dämmmaterialien wie Hanf oder Baumwolle. 

Ist das Dach selbst nicht ausgebaut, kommt die Dämmung alternativ – und deutlich günstiger – auf die oberste Geschossdecke.

  • Neue Fenster: Nicht eine, sondern zahlreiche Schwachstellen entstehen durch undichte Fenster. Sie auszutauschen macht die Wohnungen meist spürbar wärmer. Moderne Modelle bestehen aus einer Zweifach- oder Dreifachverglasung und haben einen wärmedämmenden Rahmen. Der entscheidende Kennwert für neue Fenster ist der Wärmedurchgangskoeffizient U: Bei der Dreifachverglasung liegt er unter 1,1 (Quelle: KfW).

Heizungsanlage im Mehrfamilienhaus

Großes Einsparpotenzial im Mehrfamilienhaus birgt auch die Heizung – das rechnet sich für Mietparteien, Vermieter und die Umwelt. Neben Gasetagenheizungen, die einzelne Wohneinheiten unabhängig voneinander heizen, haben viele Mehrfamilienhäuser auch Zentralheizungen – und zwar ziemlich leistungsfähige: Das System muss die Wärme auf die einzelnen Wohnungen verteilen und heizt insgesamt teilweise mehrere Hundert Quadratmeter Fläche. 

Bei der Modernisierung gilt: Hausbesitzerinnen und -besitzer können bei dem bestehenden System bleiben, um den Umbau nicht unnötig zu erschweren und zu verteuern. Bei der Gasetagenheizung lässt sich die Energieeffizienz zum Beispiel mit moderner Brennwerttechnik steigern. Auch bei Zentralheizungen lohnt sich eine moderne Anlage. Neben Öl und Gas stehen dann auch alternative Brennstoffe zur Verfügung: Holzpellets, Energie aus Solarthermie, ein Fernwärmeanschluss oder eine Wärmepumpe, die Wärmeenergie aus dem Erdreich gewinnt.

Wann ist es Zeit für eine Modernisierung? Für eine neue Heizung spricht es, wenn das System zu alt ist, die Abgasverluste zu hoch sind, technische Mängel auftreten oder viel zu viel Geld für Reparaturen anfällt. Das Gebäudeenergiegesetz GEG regelt die Austausch- und Nachrüstverpflichtungen in Mehrfamilienhäusern. So müssen Hausbesitzerinnen und -besitzer bestimmte Heizkessel austauschen sowie Heizungs- und Warmwasserrohre in unbeheizten Räumen dämmen.

Fördermöglichkeiten Sanierung

Die Sanierung von Ein- und Mehrfamilienhäusern ist politisch gewünscht und es gibt attraktive Förderungen für verschiedene Maßnahmen. Allerdings ist bei vielen Programmen nicht sofort klar, ob sie auf das eigene individuelle Sanierungsvorhaben passen. Da hilft nur: informieren, zum Beispiel auf diesen Seiten:

  • Der Sanierungskonfigurator bietet in ca. 30 Minuten einen ersten Überblick über Maßnahmen und Fördermittel. 
  • Die KfW gewährt Hausbesitzerinnen und -besitzern Förderkredite und Zuschüsse für die energetische Sanierung – der Überblick.
  • Die neue "Bundesförderung für effiziente Gebäude" (BEG) soll die Förderlandschaft übersichtlicher machen. Informationen gibt es beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle BAFA.

Die Förderungen sollen helfen, die Wohnungswirtschaft beim Klimaschutz voranzubringen. Wer saniert, senkt langfristig die Energiekosten und schützt die Umwelt – ein hervorragendes Argument, jetzt die ersten Maßnahmen zu planen!
 

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