Das Wichtigste in Kürze:
In deutschen Altbauten finden sich Stand heute mehrheitlich Gas- oder Ölheizungen – viele von ihnen sind bereits in die Jahre gekommen. Diese fossil betriebenen Heizsysteme versorgen Millionen Haushalte zwar zuverlässig mit Wärme, dennoch ist ihr Betrieb klimapolitisch und langfristig auch gesetzlich problematisch. Denn fest steht: CO₂ aus Gas oder Öl schädigen die Umwelt und treiben den Klimawandel maßgeblich voran.
Etwa 35 Prozent des Endenergieverbrauchs in Deutschland und etwa 30 Prozent der CO₂-Emissionen fallen laut Umweltbundesamt im Gebäudesektor an. Seit 2016 erhalten alte Gas- und Öl-Heizkessel im Gebäudebestand daher eine Energieverbrauchskennzeichnung, mit der sich die Effizienzklasse mit der eines neuen Heizgeräts vergleichen lässt. Gas- und Öl-Heizkessel weisen nicht selten die Klassen C und D auf. Zum Vergleich: Heizungen, die erneuerbare Energien nutzen, liegen in den Klassen A+ bis A+++.
Damit sich die Heizemissionen finanziell bemerkbar machen, macht der CO₂-Preis im Nationalen bzw. Europäischen Emissionshandel Heizöl und Erdgas auf Dauer teurer. Gleichzeitig steht fest, dass Öl- und Gasheizungen ab 2045 endgültig auslaufen. Gründe genug, um auf moderne Heizsysteme umzustellen.
In unserem Heiz-O-Meter erfahren Sie monatlich transparent und repräsentativ das Heizverhalten der privaten Haushalte in Deutschland.
Die Heizung im Altbau zu sanieren, wird auf lange Sicht notwendig. Aber schon heute bieten effiziente Technologien und attraktive Fördermöglichkeiten große Anreize zum Wechsel. Aber welche Heizung ist die richtige? Ein Überblick über die Vor- und Nachteile verschiedener moderner Heizsysteme gibt Aufschluss.
Wärmepumpen nutzen die Energie, die ohnehin in der Umgebung steckt, und bringen sie als Heizwärme ins Haus. Ihre Klimabilanz fällt bereits heute positiv aus – und je mehr erneuerbarer Strom im Netz landet, desto besser wird sie. Besonders häufig dient die Außenluft als Energiequelle (Luft-Wasser-Wärmepumpe), doch auch Erdreich, Abluft und Abwasserwärme sind nutzbar. Nicht nur Neubauten profitieren davon: Auch Wärmepumpen im Altbau arbeiten sehr zuverlässig.
Die Vorlauftemperatur beschreibt die Temperatur des Heizwassers, das vom Wärmeerzeuger in die Heizkörper oder die Fußbodenheizung strömt. Einfach gesagt: Der Vorlauf ist das „heiße Wasser“, das Wärme ins Gebäude bringt. Daher gilt: Je höher die Vorlauftemperatur, desto stärker muss das Heizsystem arbeiten und desto mehr Heizenergie wird verbraucht.
Holzpellets aus gepressten Holzresten verbrennen nahezu CO₂-neutral. Der Baum hat während seines Wachstums genau so viel Kohlendioxid gebunden, wie bei der Verbrennung freigesetzt wird. Moderne Pelletkessel arbeiten vollautomatisch und benötigen keine tägliche Beschickung von Hand. Dennoch rät das Umweltbundesamt von Holzheizungen aus Gründen des Umwelt-, Gesundheits- und Ressourcenschutzes ab. Sollte eine moderne Pelletheizung eingesetzt werden, beispielsweise als Ersatz einer alten Holzheizung, sollte sie möglichst effizient und emissionsarm laufen.
Solarthermie kommt auch im Altbau infrage, vor allem zur Warmwasserbereitung und als Unterstützung der Heizung. Die Technik lässt sich meist unkompliziert nachrüsten und arbeitet besonders effektiv in Kombination mit Brennwerttechnik. Für eine alleinige Wärmeversorgung des Heizsystems – insbesondere im Sinne der 65-Prozent-Regel – reicht Solarthermie jedoch in der Regel nicht aus, sodass sie meist Teil eines hybriden Systems ist.
Bei Brennstoffzellenheizungen reagieren Wasserstoff und Sauerstoff elektrochemisch miteinander. Diese Reaktion – die sogenannte kalte Verbrennung – erzeugt gleichzeitig Strom und Wärme. Der Strom fließt durch einen Stromkreis und liefert nutzbare elektrische Energie. Die Wärme fällt als „Nebenprodukt“ an und wird fürs Heizen oder Warmwasser genutzt. Im Gegensatz zu CO₂ wie bei üblicher Verbrennung entstehen hierbei lediglich kaum gesundheitsschädliche Stickoxide. Zudem liefern Brennstoffzellenheizungen hohe Vorlauftemperaturen und eignen sich für ungedämmte Altgebäude. Ein Gasanschluss bleibt Voraussetzung für den effizienten Betrieb mit Erdgas. Alternativ lässt sich die Brennstoffzelle mit Biomethan, grünem oder blauem Wasserstoff betreiben. Kontinuierlicher Vollastbetrieb steigert die Effizienz, weshalb das System bei konstantem Wärmebedarf optimal arbeitet.
Fernwärme wird zentral bereitgestellt und per Wärmenetz direkt in die Gebäude verteilt. Das einzelne Haus benötigt keinen eigenen Wärmeerzeuger mehr. Wärmenetze nutzen häufig Abwärme, erneuerbare Energien oder Kraft-Wärme-Kopplung. Kommunale Wärmepläne zeigen, welche Quartiere perspektivisch ans Wärmenetz angeschlossen werden. Bis Mitte 2026 müssen Kommunen über 100.000 Einwohner ihre Wärmeplanung vorlegen. Kleinere Gemeinden haben bis Mitte 2028 Zeit.
Verschiedene Wärmeerzeuger lassen sich intelligent kombinieren. So kann sich beispielsweise eine bestehende Öl- oder Gasheizung kann mit erneuerbaren Systemen ergänzt werden. Solarthermie, Wärmepumpen oder Pelletöfen übernehmen dann die Hauptlast der Wärmeversorgung. Die fossile Heizung springt nur noch bei Bedarfsspitzen ein. Eine intelligente Steuerung regelt, dass die regenerative Wärmequelle immer als erstes genutzt wird. So reduziert sich der Verbrauch fossiler Brennstoffe deutlich, ohne dass die alte Heizung komplett weichen muss.
Welches Heizsystem das richtige für den Gebäudebestand ist, entscheidet maßgeblich der energetische Zustand eines Altbaus. Wärmeverluste über Außenwände, Dach und Fenster erhöhen den Heizbedarf erheblich. So schafft eine energetische Sanierung die Basis für effiziente moderne Heizsysteme. Die Reihenfolge macht dabei den Unterschied: Erst Dämmung optimieren, dann Heizung dimensionieren. Nur so lässt sich die neue Anlage passgenau auf den tatsächlichen Wärmebedarf abstimmen.
Zudem bringen bestehende Häuser unterschiedliche räumliche Gegebenheiten mit. Pelletheizungen benötigen Lagerfläche für die Brennstoffvorräte. Wärmepumpen brauchen Aufstellfläche für Außengeräte mit ausreichendem Abstand zu Nachbargrundstücken. Türbreiten und Kellerzugänge müssen die Installation neuer Technik ermöglichen. All dies gilt es bei der Entscheidung für ein neues Heizsystem zu beachten. Auch eine detaillierte Heizlastberechnung kann helfen, den tatsächlichen Wärmebedarf des Gebäudes zu ermitteln und Überdimensionierung zu vermeiden.
Fest steht: Der Umstieg auf ein modernes Heizsystem, das ohne fossile Energie auskommt, wird gesetzliche Pflicht. Seit Januar 2024 gilt das novellierte Gebäudeenergiegesetz für Neubauten in Neubaugebieten. Mindestens 65 Prozent erneuerbare Energien werden dort bereits vorgeschrieben. Für Bestandsgebäude greifen die Regelungen schrittweise nach Vorliegen der kommunalen Wärmepläne.
Bestehende fossil betriebene Heizungen dürfen vorerst weiterlaufen und auch repariert werden. Eine sofortige Austauschpflicht besteht nicht. Spätestens zum 1. Januar 2045 endet die Nutzung fossiler Energieträger komplett. Jedoch unterliegen Heizkessel mit einem Alter über 30 Jahren bereits heute der Austauschpflicht. Ausnahmen gelten für Niedertemperatur- und Brennwertkessel sowie für selbstnutzende Eigentümer, die ihr Haus vor 2002 bezogen haben.
Wer sich heute für den Umstieg auf energieeffiziente Heizsysteme entscheidet, profitiert von großzügigen Fördermaßnahmen. Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) bietet attraktive Zuschüsse für den Heizungstausch. Wärmepumpen, Pelletheizungen und andere regenerative Systeme werden mit bis zu 70 Prozent der förderfähigen Ausgaben gefördert. Aber Achtung: Die Fördermittel müssen grundsätzlich vor Beginn der Maßnahme beantragt werden. Erst nach Bewilligung können Handwerksbetriebe mit den Arbeiten starten. Ein hydraulischer Abgleich gehört dabei zu den verpflichtenden Begleitmaßnahmen bei geförderter Heizungsmodernisierung. Auch Energieberatungen werden staatlich unterstützt. Qualifizierte Fachleute analysieren den Gebäudezustand und empfehlen passende Sanierungsmaßnahmen. Ein individueller Sanierungsfahrplan zeigt dann schrittweise die Optimierungsmöglichkeiten auf.
Gas- und Ölheizungen sind Auslaufmodelle. Schlau ist, wer sich bereits heute um Ersatz kümmert, bevor die alte Heizung kaputt geht. Wärmepumpen, Pelletheizungen und Hybridlösungen bieten zukunftssichere Alternativen zu fossilen Brennstoffen. Aber auch Brennstoffzellenheizungen oder Fernwärme sind denkbare Optionen. Die Wahl des passenden Systems hängt von den individuellen Gegebenheiten ab: Dämmzustand, Platzverhältnisse und bestehende Infrastruktur des Altbaus spielen dabei die entscheidenden Rollen. Fachliche Beratung durch Energieberater oder Heizungsbaubetriebe schafft Klarheit über die beste Lösung. Die Kombination aus effizienter Technik, erneuerbaren Energien und staatlicher Förderung macht den Umstieg attraktiv. Wer heute handelt, sichert langfristig behagliche Wärme und erfüllt gleichzeitig klimapolitische Anforderungen.
Annette Stögermayer
weitere Artikel