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Hybridheizung: der Mix macht es

07.08.2025 Lesezeit:
Drei von vier Heizungen in Deutschland werden mit Öl und Gas betrieben. Sie müssen jedoch schrittweise ersetzt werden, um Umwelt und Klima zu schonen. Viele Hausbesitzer fragen sich deshalb: abschaffen oder weiterbetreiben? Eine andere Möglichkeit ist, sie mit einem klimafreundlichen System zu ergänzen. Solche Kombinationen werden als Hybridheizungen bezeichnet. Wir stellen sie vor.

Hybrid bedeutet gemischt. Das Wort ist vor allem durch Hybridautos bekannt geworden. Sie fahren mit Strom und Benzin und haben einen Elektro- und einen Verbrennungsmotor. Ähnlich ist es bei Hybridheizungen. Sie kombinieren mindestens zwei Technologien und zwei Energiequellen zum Heizen. Zum Beispiel wird eine Gas- oder Ölheizung zusammen mit einer Wärmepumpe oder einer Solarthermie-Anlage betrieben. Das Schöne daran ist: Das reduziert die Heizkosten und den CO2-Fußabdruck. 

Eine Hybridheizung kann eine ideale Lösung für Hausbesitzer oder Wohnungseigentümergemeinschaften sein, die noch nicht komplett auf erneuerbare Energien umsteigen möchten, weil ihre alte Öl- oder Gasheizung noch gut funktioniert. Oder weil ihnen eine neue Heizungsanlage zu teuer ist. Eine Hybridheizung ist in diesem Fall eine häufig preiswertere Alternative. Sie bietet die Möglichkeit, den Umstieg auf klimafreundliches Heizen Schritt für Schritt voranzutreiben. Das schont die Umwelt und langfristig auch den eigenen Geldbeutel. Doch auch in Neubauten kann sie interessant sein. 

Was ist eine Hybridheizung?

Die Grundidee der Hybridheizung ist ganz einfach. Zwei oder noch mehr Heizsysteme werden miteinander verknüpft, um Wärme zu erzeugen. Eine beliebte Variante ist, Anlagen zu kombinieren, die mit fossilen und erneuerbaren Energien betrieben werden. Zum Beispiel lässt sich eine Öl- oder Gasheizung mit einer Solarthermie-Anlage ergänzen. Wenn die Sonne einmal nicht scheint und keine Energie liefert, springt die Öl- oder Gasheizung ein. 

Die Sonnenkollektoren wiederum können die Heizung entlasten. Ein System unterstützt das andere oder ersetzt es für eine gewisse Zeit sogar komplett. Durch eine intelligente Steuerung wird immer die Technologie ausgewählt, die für den Betrieb am effizientesten ist. Die Steuerung muss fein justiert sein, damit immer das kostenschonende und klimafreundliche System eingesetzt wird – wenn möglich.

Bei einer Hybridheizung können auch zwei Heizsysteme miteinander kombiniert werden, die beide mit erneuerbaren Energien arbeiten. Fachleute sprechen dann von EE-Hybridheizungen. Ein Beispiel: Die elektrisch betriebene Wärmepumpe wird mit einer Photovoltaik-Anlage (PV-Anlage) kombiniert. Die Wärmepumpe heizt das Gebäude und braucht dafür Strom, den die hauseigene PV-Anlage liefert. Wird zu viel Sonnenstrom erzeugt, wird er gespeichert. Der Vorteil: Die Energiekosten können mit solch einer Hybridheizung um bis zu 75 % gesenkt werden.

Welche Systeme miteinander kombiniert werden können 

Es gibt keine Vorschriften dafür. Grundsätzlich können alle Systeme, die auf dem Markt angeboten werden, miteinander kombiniert werden. Das kann ökologisch und ökonomisch durchaus klug sein. Hausbesitzer und Wohnungseigentümer sollten bei der Wahl jedoch einen Grundsatz beachten: Die Nachteile des einen Systems sollten durch die Vorteile des anderen ausgeglichen werden. Besonders beliebt sind diese Kombinationen: 

  • Gasheizung und Wärmepumpe
  • Ölheizung und Luft-Wasser-Wärmepumpe
  • Gasheizung und Solarthermie
  • Pelletheizung und Wärmepumpe
  • Ölheizung und eine Photovoltaikanlage
  • Pelletheizung und Solarthermie.

Eine Solarthermie-Anlage oder eine Wärmepumpe können zum Beispiel das warme Wasser erzeugen und auch einen Teil zum Heizen der Wohnung übernehmen.

So funktionieren Hybridheizungen

Je nachdem, wie viele Energieerzeuger zusammenwirken, wird zwischen bivalenten (zwei Energieträger), trivalenten (drei Energieträger) oder multivalenten (mehrere Energieträger) Hybridheizungen unterschieden.

Sie kann aus einer einzigen Anlage bestehen oder aus zwei verschiedenen Anlagen, die über eine Regelung miteinander verbunden sind. Darüber kann bestimmt werden, wann welche Energiequelle eingesetzt und ab welcher Außentemperatur die zweite Heizung aktiviert werden soll. Beim Betrieb einer Hybridheizung wird zwischen folgenden Funktionsweisen unterschieden: 

  • bivalent-alternativer Betrieb: Nur eines der beiden Systeme ist aktiv. Dieser Betrieb wird bei Heizsystemen empfohlen, die eine hohe Vor- und Rücklauftemperatur benötigen.
  • bivalent-paralleler Betrieb: Der Wärmebedarf wird in der Regel nur von einem der beiden Heizsysteme gedeckt, solange die Außentemperatur einen bestimmten Grenzwert nicht unterschreitet. Ist die Außentemperatur jedoch sehr niedrig, wird das zweite System unterstützend hinzugeschaltet.
  • bivalent-teilparalleler Betrieb: Das zweite Heizsystem wird je nach aktuellem Bedarf hinzugeschaltet und der Anteil immer weiter erhöht. Bei extremen Minusgraden erzeugt nur noch das zweite System die Wärme. Das andere Heizsystem schaltet sich ab. 
Icon: In einem Kreis in der Farbe lime Grün befindet sich eine Glühbirne umrandet mit fünf senkrechten Strichen, die das Licht darstellen.

Unser Tipp:

Lassen Sie von einem Energieberater oder einer erfahrenen Fachfirma durchrechnen, welche Hybridheizung bei Ihnen wirtschaftlich und ökologisch am sinnvollsten ist. 

Wie lange sind Hybridheizungen mit Öl und Gas noch erlaubt?

Ab 2045 darf in Deutschland nicht mehr mit Öl, Gas und Kohle geheizt werden. Schritt für Schritt müssen fossile Brennstoffe bis dahin auf null reduziert werden. Das gilt auch für Hybridheizungen, die Öl oder Gas nutzen. Denn beim Verbrennen entstehen große Mengen an klimaschädlichem Kohlendioxid (CO2). Es gelangt in die Atmosphäre und führt neben weiteren Faktoren dazu, dass sich die Erde immer weiter erwärmt. Auch durch die Gewinnung und den Transport von Erdgas, Erdöl und Kohle wird die Umwelt belastet.

  • Am 1. Januar 2024 ist das Gesetz für erneuerbares Heizen – das Gebäudeenergiegesetz – in Kraft getreten. Wer eine neue Heizung einbauen möchte, muss Folgendes beachten:
  • In einem Neubaugebiet darf in einem Neubau nur noch eine Heizung installiert werden, die mindestens 65 Prozent erneuerbare Energien nutzt. Für bereits bestehende Gebäude sowie für Neubauten in Baulücken gibt es Übergangsfristen.
  • In Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern tritt diese Pflicht nach dem 30. Juni 2026 in Kraft.
  • In Städten bis 100.000 Einwohnern gilt die Regelung nach dem 30. Juni 2028.
  • Ausnahme: Entscheidet eine Kommune schon vorher, das Wärmenetz in einem bestimmten Gebiet auszubauen oder es als Wasserstoffnetzausbaugebiet auszuweisen, müssen dort bereits vorher neue Heizungen eingebaut werden, die mit mindestens 65 Prozent erneuerbare Energien betrieben werden.
  • Wer in der Übergangszeit eine neue Öl- oder Gasheizung einbaut, muss sie ab 2029 schrittweise mit Anteilen an Bioenergie nutzen.
  • Auch Hybridlösungen dürfen neu eingebaut werden. Bei einer Wärmepumpen-Hybridheizung, die aus einer elektrisch angetriebenen Wärmepumpe und einer Gas-, Öl- oder Biomasseheizung besteht, muss die Wärmepumpe eine Mindestleistung haben, damit der Anteil von 65 Prozent erreicht wird. Außerdem muss es sich bei der Öl- und Gasheizung um einen Brennwertkessel handeln. Bei einer Solarthermie-Hybridheizung (Solarthermie-Anlage plus Verbrennerheizung, d.h. Öl- und Gaskessel) muss 60 Prozent der bereitgestellten Wärme aus Biomasse, grünem oder blauem Wasserstoff erzeugt werden.

Ganz wichtig ist: 

Diese Regelungen gelten nur für den Einbau einer neuen Heizung. Bestehende Öl- und Gasheizungen können weiterbetrieben und auch repariert werden. Wer sie klimafreundlicher betreiben möchte, ergänzt sie mit Systemen, die erneuerbare Energien nutzen.  Unser Tipp: Warten Sie nicht, bis die alte Öl- oder Gasheizung kaputt ist. Beginnen Sie lieber heute als morgen damit, nach einer Alternative zu suchen.

Für wen lohnt sich eine Hybridheizung? 

Eine Hybridheizung eignet sich für Altbauten, Bestandsgebäude sowie für Neubauten. In Häusern, die noch nicht energetisch saniert sind und einen hohen Wärmebedarf haben, kann sie sinnvoll sein, um Heizkosten zu sparen. Sie ist ein erster Schritt hin zum emissionsfreien Heizen. Ein Beispiel: Die elektrisch betriebene Wärmepumpe übernimmt die sogenannte Grundlast. Bei saisonalen Schwankungen oder wenn an einem Tag besonders viel Wärme gebraucht wird, springt die Öl- oder Gasheizung ein.

Nachdem das Haus energetisch saniert ist, wird weniger Wärme benötigt. Dann reicht die Wärmepumpe allein aus und die alte Öl- oder Gasheizung wird nicht mehr gebraucht.

Ganz wichtig: Wer seine alte Öl- oder Gasheizung mit einem klimafreundlichen System ergänzt, kann für die Wärmepumpe oder die Solarthermie-Anlage eine Förderung vom Staat bekommen.

Auch im Neubau kann eine Hybridheizung, die nur mit erneuerbaren Energien betrieben wird, sinnvoll sein. Eine elektrisch betriebene Wärmepumpe ist zwar effizient, aber in Kombination mit einer PV-Anlage auf dem Dach wird sie mit günstigem Sonnenstrom noch effizienter betrieben und das Heizen wird noch günstiger.

Die Vorteile einer Hybridheizung 

Eine Hybridheizung punktet vor allem damit, dass sie besonders effizient und wirtschaftlich ist. Die Heizkosten sind im Vergleich zu einer reinen Gas- oder Ölheizung wesentlich geringer. Bei einer EE-Hybridheizung liegen sie sogar deutlich darunter.

Außerdem sind Hybridheizungen nicht nur von einer einzigen Energiequelle abhängig. Ein weiterer Pluspunkt: Sie lassen sich beliebig erweitern und können auch dafür genutzt werden, warmes Wasser aufzubereiten. Häufig haben sie einen entsprechenden Pufferspeicher. Er speichert Wärme auf Vorrat und gibt sie ab, wenn sie zum Heizen oder zum Aufbereiten von warmem Wasser benötigt wird. In der Regel hat der Pufferspeicher ein Fassungsvermögen von 700 bis 800 Litern. Sinkt die Temperatur in dem Speicher unter ein bestimmtes Niveau, springt die Öl- oder Gasheizung an.

Kurz zusammengefasst: Die Vorteile der Hybridheizung sind geringere Betriebskosten, mehr Energieeffizienz, klimafreundliches Heizen, eine ausreichende Versorgung mit Wärme und warmem Wasser ist immer gewährleistet. 

Welche Nachteile hat eine Hybridheizung? 

  • Eine Hybridheizung ist komplex und ihre Steuerung kompliziert. Sie muss von einer Fachfirma korrekt eingestellt werden. Ansonsten können Probleme bei der Heizleistung auftreten, die zu höheren Heizkosten führen.
  • Der Aufwand für die Wartung ist hoch. Bei einer Öl- und Gasheizung müssen auch Kosten für den Schornsteinfeger eingeplant werden.
  • Für den Betrieb der Öl- oder Gasheizung fallen CO2-Kosten an. In den kommenden Jahren werden sie weiter steigen. Schätzungen gehen davon aus, dass Erdgas dadurch ab 2030 um 4 bis 8 Cent pro Kilowattstunde und Heizöl um 5 bis 10 Cent pro Kilowattstunde teurer werden könnte.
  • Die Kombination von zwei Heizsystemen verbraucht mehr Platz. Es gibt zwar Hybrid-Einzelgeräte, die zwei Systeme kombinieren, aber die bestehende Öl- oder Gasheizung können sie dann nicht weiterbetreiben.
  • Wer neben der Öl- oder Gasheizung ein weiteres System nutzen möchte, dem entstehen Kosten für Kauf und Installation.  
  • Es werden weiterhin fossile Brennstoffe genutzt, die CO2 ausstoßen, sofern keine EE-Hybridheizung eingebaut wird. 
  • Da mehrere Technologien genutzt werden, sind die Anschaffungskosten höher.

Was kostet eine Hybridheizung? 

Das lässt sich pauschal nicht beantworten und hängt von verschiedenen Faktoren ab: den Technologien, die miteinander kombiniert werden, ob ein Heizsystem bereits vorhanden ist sowie von den Gegebenheiten des Hauses.

Bei einer Solarthermie-Anlage hängt der Preis von der Art der Sonnenkollektoren ab und wie groß die Fläche sein muss. Pro Quadratmeter können Kosten von 300 bis 800 Euro anfallen. Die Preisspanne ist also enorm. Wer eine bestehende Gas- oder Ölheizung mit einer klimafreundlichen Anlage ergänzen möchte, sollte bei einem Einfamilienhaus mit Kosten von 10.000 bis 20.000 Euro rechnen.

Für die Anschaffung einer Hybridheizung aus Wärmepumpe plus Solarthermie-Anlage können Hauseigentümer sogar mit 50.000 Euro rechnen. Für die Investition gibt es einen Zuschuss vom Staat. Gefördert werden Technologien, die mit erneuerbaren Energien heizen. Maximal mit 70 Prozent beziehungsweise bis zu 23.500 Euro.  

Der Bund fördert den Kauf und Einbau von neuen Heizsystemen, die zur besseren Energieeffizienz eines Wohngebäudes beitragen oder den Anteil von erneuerbaren Energien erhöhen. Private Eigentümer sowie Eigentümer von Wohngebäuden und Wohnungseigentümergemeinschaften können eine Förderung erhalten. Das reduziert die Anschaffungskosten erheblich.  

In einem Mehrparteienhaus erhöhen sich die förderfähigen Ausgaben für die zweite bis sechste Wohnung um jeweils 15.000 Euro und ab der siebten Wohneinheit auf 8.000 Euro. Fördermittel können bei der staatlichen Förderbank KfW beantragt werden. Den Antrag muss  ein Energieberater oder ein Fachunternehmen stellen.  

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